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Geschichten von Fegefeuer, Kerkerturm und Hexen

Nachtwächtersfraa und Hebamm' führten Besucher aus Gernach  

Fast 40 Frauen und Männer waren der Einladung des Gernacher Frauenbunds zu einer Stadtführung nach Gerolzhofen gefolgt. Mit der Nachtwächtersfraa (Evamaria Bräuer) und der Hebamm' (Juanitte Kühl) durchstreiften sie nächtens die Stadt. 

Gleich zu Beginn erhielten einige Gernacher Laternen, damit man sich im Dunkeln zurechtfinden könne. Durch ihr Gewand und durch die kurzweiligen Erzählungen waren die Besucher schnell in die Zeit nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) zurückversetzt. Dass ein Gernacher sofort wusste, wann dieser Krieg war, riss die Nachwächtersfraa zu der Vermutung hin, dass dieser gebildete Gernacher wohl ein Lehrer sein müsse. 

Sie ließ mit ihren Erzählungen die Geschichte von Gerolzhofen lebendig werden.

So berichtete sie, dass die Männer, die eine Witwe heirateten, als Auswärtige weniger zahlen mussten, um Bürger von Gerolzhofen zu werden. Die Häuser habe man hoch und schmal gebaut, denn die Höhe der Steuer richtete sich nach der Länge der Straßenfront eine Hauses. Des Lobes voll war die Nachtwächtersfraa für die Entscheidung des Stadtrats, einen Teil der Reparationen, die die Franzosen zahlen mussten, für den Neubau der Gerolzhöfer Schule zu verwenden –

Bildung sei schließlich ein wichtiges Mittel zukünftig Kriege zu verhindern.

Die Hebamm' erzählte, dass Hebammen schon immer gefährlich lebten: Durch ihr Wissen über Heilkräuter waren sie der Obrigkeit verdächtig, und schnell wurden sie als Hexen gebrandmarkt. Gar manche endete so auf dem Scheiterhaufen. Sie erinnerte auch daran, dass früher viele Frauen im Kindsbett starben, mangels Hygiene.

Über den Sinn der Stiftungen spekulierte die Nachtwächtersfraa: „Je größer die Sünd´, umso größer die Stiftung.“ So seien die Bewohner des Bürgerspitals verpflichtet gewesen, für den Stifter jeden Tag zu beten, sodass dessen Seele schneller aus dem Fegfeuer in den Himmel kam.Interessant auch die Erklärung des Namens „Weißer Turm“. In diesem Turm war das Cent-Gefängnis, und durch das Verbüßen der Strafe galt eine Seele als geweißet, sprich rein gewaschen.

Die Nachtwächtersfraa sang den Gernachern auch den Liedvers vor, der um zehn Uhr abends zu singen war, und die Gäste stimmten ein. Am Modell der Stadt Gerolzhofen an der Stadtpfarrkirche endete der Rundgang. Die Gernacher waren sich einig: Die Nachwächtersfraa und ihre Kollegin haben einen kurzweiligen, aber doch sehr inhaltsreichen und informativen Einblick in die wechselvolle Geschichte und die gesellschaftlichen Verhältnisse Gerolzhofens gegeben.Die Vorsitzende des Frauenbunds Gernach, Gaby Berchtold, dankte der Nachtwächtersfraa und der Hebamme mit einem kleinen Präsent.  

MP Erhard Scholl 13.09.2010


 Vom Bumsgässle bis zur Hechtsuppn 

foto Wiederer   Artikel 10. Januar 2012 12:10 SAZ SW chw.

Bei der be-Sonder-en Stadtführung durch Gerolzhofen gibt es lustige Geschichten 

Gerolzhofen (chw). Wer Geschichten und Anekdoten über die Kleinstadt Gerolzhofen erfahren möchte, ist bei dieser  be-Sonder-en Stadtführung richtig. Mit der "Nachtwächtersfra Marri" geht es an einem Abend durch die Gassen der Altstadt. Marri ist dabei nie eines lustigen Kommentares müde. Sie ist nämlich ein typisches Gallertshöfer Mädla von 1881.

Zeitgemäß gekleidet führt Stadt- Museumsführerin Evamaria Bräuer die Teilnehmer zwei Stunden lang durch die Straßen, wo früher noch die Schweine durchgetrieben oder Nachttöpfe aus dem Fenster entleert wurden. Zu manchem Haus oder mancher Straße erzählt sie bisher noch unbekannte Geschichten zur Namensherkunft. An dem windigen Abend erläuterte sie auch die Redewendung "Es zieht wie Hechtsuppe". Die lustige Marri kennt die Entstehungsgeschichte: Als es noch die erste jüdische Schul´ in Gerolzhofen am weißen Turm gab und starker Wind ging, sprachen die Schüler in hebr. Sprache von Hech zuppa, was übersetzt  starker Wind bedeutet. Daraus leitete sich dann die Redensart mit der Hechtsuppe ab.

Für reichlich Gelächter sorgte Marri in der Centgasse, die sie als Bummsgässle vorstellte. Wer dabei aber nur an das eine dachte hatte weit gefehlt. In der Gasse wohnte nämlich damals der Glasmeister Bumm und wie es die Franken eben so machen entstand daraus das Bummsgässle. Die Ludwig-Derleth-Straße erhielt ihren Spitznamen aus demselben Grund. Ein gewisser Herr Brunn ließ die Straße zum Brunnsgässle werden und auch seine Tochter Zilli blieb nicht verschont.  Viele wussten auch nicht, dass gegenüber Teutsch am Turm, früher mal das Frauenhaus bzw. Freudenhaus von Gerolzhofen war. Hinter der Mauer brannte dort für alle auf der Suche nach Freude die rote Laterne. Das eingenommene Geld im Freudenhaus wurde dabei laut Marri stets in die Stadtkasse eingezahlt.

 Gefährlicher Hebammenjob

Richtig geschwätzig wurde die Nachtwächterin dann als Hebamme Hanna zu der Gruppe dazu kam. Sie kehrte gerade von der Bürgermeistersgattin  zurück, die ihr Kind entbunden hatte. Da schnatterten die zwei Frauen in typisch weiblicher Manier über Gott und die Welt im Jahr 1881.

Früher waren Hebammen der Kirche ja ein Dorn im Auge, da sie sich mit Heilkräutern auskannten. Wer da nicht gleich als Hexe gejagt und verbrannt wurde hatte Glück. So auch Hanna, die neben ihrem Wissen auch noch die hexentypischen roten Haare hat. In der Minnesängerstuben konnten sich die Teilnehmer dann bei einer Tasse Glühwein aufwärmen und Marris amüsanten Erzählungen lauschen. So wurde beispielsweise damals unterm Spital ein Dachs entdeckt. Mit Futter wollten die Gerolzhöfer das Tier zum Bleiben bewegen doch sie wussten nicht was dem Tier schmeckt. Also büchste er aus und fraß im Nachbarort die Weintrauben von den Reben. bis heute nennt sich die dortige Weinlage Wiebelsberger Dachs.

Weiter ging es für die Teilnehmer auf der Spitalstraße zum Marktplatz. Zu Marris Zeit war sie die Hauptverbindung zwischen Nürnberg und Schweinfurt. Auch durch den früheren Stadtgraben führte die Wanderung zurück zum Ausgangspunkt. Mit einem Reim verabschiedete sich die Nachtwächtersfra Marri und entließ die Teilnehmer der be-Sonder-en Stadtführung mit viel neuen und lustigen Geschichten aus dem Gerolzhöfer Leben.

 

 


 


Evamaria Braeuer, Gerolzhofen | info@evamaria-braeuer.de