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Mit der Nachtwächtersfraa Marri auf den Spuren der Stadtgeschichte

Besonderer Laternenrundgang in Gerolzhofen mit Evamaria Bräuer

MP(cw)  56 geschichtlich Interessierte machten sich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit Gerolzhofens. Zum internationalen Weltgästeführertag hatte Evamaria Bräuer alias Marri, die Nachtwächtersfraa, zu einem besonderen Laternenrundgang eingeladen.

Wir schreiben das Jahr 1881. Marri, die Frau des Nachtwächters, muss für ihren Mann einspringen, der nach dem Krieg mit den Franzosen nicht mehr so recht kann wie er soll. Auf ihrem abendlichen Rundgang durch die Stadt begegnet Marri 56 Zeitreisenden, denen sie Wissenswertes und Vergnügliches aus ihrer Zeit und noch früherer Vergangenheit näher bringt. 

Sich den Gestank in der Stadt vorzustellen, das fiel den aus 2010 stammenden Gästen des Rundganges nicht schwer. Denn die Nachtwächtersfraa erzählte ihnen lebhaft von auf die engen Straßen entleerten Nachttöpfen. Die Vorstellung, Leichen aufgrund von Platzmangel auf dem direkt neben der Stadtpfarrkirche befindlichen Friedhof zu exhumieren und deren Gebeine unterirdisch zu lagern, war für die modernen Menschen schon befremdlicher. Wieder besser verstehen konnten die Zeitreisenden die Gerolzhöfer aus 1881, die über den Magistrat zu sagen wussten: „Die hocken zwar eng, aber kommen net zamm.“

In der Centgasse berichtete Marri von Verhandlungen des Centgerichts, bei denen Diebe zum Abhacken einer Hand verurteilt wurden. Ungehorsamen Handwerkern, die als Zeichen ihrer Zunft einen Ohrring trugen, wurde dieser als Strafe herausgerissen. Da das Ohrläppchen oft nicht wieder zusammenwuchs, wurden die Männer dann „Schlitzohren“ genannt. Doch nicht nur diese lustige Wort-Herleitung amüsierte die Teilnehmer des Rundganges. Die schon genannte Centgasse beispielsweise, die nach dem Centgericht benannt wurde, heißt bei Gerolzhöfern noch heute "des Bummsgässla", nach dem dort wohnhaften Glasermeister Bumm.

Dass die Menschen aus vergangenen Zeiten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten wie heute, wurde klar, als Evamaria Bräuer von einem Lehrer aus dem Jahre 1848 berichtete, der für eine bessere Ausbildung und mehr Geld für den Unterricht eintrat.  

Auch „Babyklappen“, wo ledige Mütter ihre Kinder anonym abgeben konnten, gab es neu zu Marris Zeit.

Viel Weitsicht bewies die Nachtwächtersfraa, als sie es ausschlug, eine der nagelneuen Nähmaschinen auf Raten zu kaufen, was 1881 zum ersten Mal möglich war. Denn sie meinte: „Wenn alle auf Pump kaufen, dann gibt das eine große Blase. Und wenn die platzt, will die Marri nicht Schuld sein.“

Während des weiteren Rundganges durch die Straßen des Gerolzhofen von 1881 begegneten die Teilnehmer der Hebamme Johanna alias Juanitte Kühl, die gerade auf dem Weg zu einer Geburt war. Bei ihrer Premiere als historische Figur berichtete sie von ihrem Wissen über Heilkräuter, welches sie früher in die Gefahr gebracht hätte, als Hexe „beschrien“ zu werden.

Am Bürgerspital erklärte Marri, dass dieses 1402 als Stiftung errichtet wurde, denn die Menschen damals versuchten, für ihr Seelenheil vorzusorgen. Evamaria Bräuer erzählte ebenso, dass die 1881 im Spital lebenden Nonnen ein Herz für  Nachtwächtersfraa  hatten und für diese häufig etwas zu Essen und zu Trinken herrichteten. So war es auch am Samstagabend und die frierenden Zeitreisenden aus 2010 konnten sich im Bürgerspital bei einem Glühwein aufwärmen.

Der Abend endete im Gasthaus Weinig, wo auch Johanna, die Hebamme, nach geglückter Geburt wieder zur Gruppe stieß. Bei einem echt fränkischen Drei-Gänge-Menü mit Biersuppe, Leberwurst und Apfelkräpfli und von den beiden Protagonistinnen vorgetragenen „Gschichtli und Gedichtli“ klang die Zeitreise gemütlich aus.

Anmeldung: Tourist-Information, Tel. (0 93 82) 90 35 12


Evamaria Braeuer, Gerolzhofen | info@evamaria-braeuer.de