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Foto MP Susanne Wiedemann

Abakus und Fleißbildchen  (SG)

Klasse erlebt Unterricht im  Schulmuseum Gerolzhofen

Beim zweiten Mal geht's schon viel leiser: Auch eine Schiefertafel aus der Schulbank zu holen, will gelernt sein. Fräulein Lehrerin Streng ist zufrieden. Die 3 a und die 3 b der Schule Kleinlangheim haben im Unterricht das Thema Schule früher durchgenommen und wollen jetzt mal im Schulmuseum mit ihren Lehrern Jürgen Liebl und Helga Kelber erleben, wie das so war mit Griffel und Schiefertafel, Rohrstock und Abakus.

Mit Ärmelschonern und strenger Brille hat sich Museumsführerin Evamaria Bräuer in das "Fräulein Lehrerin Streng" verwandelt. Der Name ist Programm. Alle Klassen in einem Zimmer, oft bis zu 50 bis 70 Schüler: „Da musste sehr, sehr viel Disziplin herrschen“, sagt sie. Sonst wäre das Fräulein Streng am Ende des Tages durchgedreht. Deswegen muss das mit dem Schiefertafel-Rausholen auch schön leise gehen.

Die Kinder dürfen mit dem Griffel Sütterlin-Buchstaben auf ihre Tafel schreiben. Wer das ganz besonders schön macht, oder prompt eine richtige Antwort parat hat, kriegt ein Fleißbildchen von der Lehrerin. Das kommt auch 2010 noch gut an, die Kinder sind stolz wie Oskar, freuen sich. Schreiben, Lesen, Rechnen, Singen, Naturkunde, Erdkunde und Religion steht auf dem Stundenplan der einklassigen Volksschule. Das Motto steht in Sütterlin an der Tafel: „Hände falten und Schnabel halten.“

Vorher, im Ratssaal, haben die Kinder an der Decke ein Wappen, den Fränkischen Rechen gesehen. Dank Fräulein Streng wissen sie jetzt auch, was er symbolisiert, wieso die sieben eine heilige Zahl ist, was die Farben Rot und Silber symbolisieren. Sie wissen jetzt auch, dass die Lehrer früher ziemlich schlecht bezahlt waren, sich etwas dazuverdienen mussten. Als Organist in der Kirche oder als Archivar zum Beispiel. Und dass sie auch darauf geachtet haben, was die Kinder außerhalb des Unterrichts machten, wie sie sich benehmen. Da bekam schon einmal ein Junge ein paar „Tatzen“ mit dem Rohrstock, weil ihn der Lehrer abends noch hatte herumstromern sehen.

Fräulein Streng sucht sich einen Jungen aus, der den armen Sünder spielt – und lässt den Rohrstock (gespielt) sausen. Der Junge ist ein schauspielerisches Talent, verzieht das Gesicht vor Schmerz und stellt sich zerknirscht in die Ecke.

Cool finden die Kinder den Unterricht von anno dazumal, auch wenn die Bänke ungewohnt sind. „Da kann man nicht kippeln“, meint ein Mädchen. Und dass früher aus Dachshaar Rasierpinsel gemacht worden sind – ein Mädchen schüttelt sich vor Entsetzen. Aber das mit den Fleißbildchen hat allen gefallen. Das ist wirklich cool.

 


Evamaria Braeuer, Gerolzhofen | info@evamaria-braeuer.de