Kunst und Geschichte informativ und unterhaltsam
logo
Home
Aktuelle Termine
Themengebiete
Presse
13.12Friedenszeichen
13.09.2010
Weiberleut`
15.06.2010
04.05.2010
Presse Interviews
16.03.2010
15.03.2010
27.02.2010
19.08.2009
10.07.2009
02.05.2009
19.02.2009
09.11.Pogromnacht
Fotos
Isr. Friedhof
25.07.2008
Fotogalerie
Meinungen, Grüsse
Kontakt
Über mich
Anfahrt und Parken
Gästebuch
Impressum

MP 12.11.2013 17:03 Uhr, Schweinfurt

Erinnerung an die Opfer bewahren

Mit dem Zitat aus dem Talmud

„Aber gebt Acht, dass ihr nie vergesst, was ihr mit eigenen Augen gesehen habt! Haltet die Erinnerung daran euer Leben lang lebendig und erzählt es euren Kindern und Enkel weiter“ beendet Evamaria Bräuer den Rundgang zu den Erinnerungen an ehemalige jüdische Mitbürger der Stadt Gerolzhofen und hatte die Aufforderung aus dem AltenTestament damit erfüllt.

Zum 75. Jahrestag des Pogroms ließen sich rund 35 Interessierte die heute noch sichtbaren Zeichen jüdischer Einwohner zeigen. Bräuer zeigt einen Stadtplan. Zahlreiche  Markierungen sind darauf zu sehen.

„Rund 50 jüdische Anwesen lassen sich hier nachweisen“, erklärt sie. Heute erinnert noch einiges daran. Manchmal lässt sich noch ein Rest jüdischer Traditionen finden wie z.B. der Abdruck einer Mesusa an einem Türstock.

Man muss oft genau hinschauen, um die Erinnerungen an die unbeschwerten Zeiten vor der Machtergreifung 1933 der Nazis zu sehen, als Juden und Christen ein friedliches Miteinander gestalteten. Die einen beteten in der Kirche, die anderen in der Synagoge, die sich in der Steingrabenstraße befand.

Aber auch in Gerolzhofen wurde gegen die Juden gehetzt. Am Tag des Pogroms zogen Schlägertrupps durch die Stadt, schändeten Juden und deren Anwesen. Um an deren Schicksal zu erinnern, wurde vor 25 Jahren ein Gedenkstein in der Schuhstraße aufgestellt. Eine Kerze steht brennend auf dem Stein, kann die fröstelnde Stille, die über den Zuhörern liegt, aber nicht überwinden.

Für sie haben sich die Tore in die Vergangenheit in Form von Gedenkplatten und Denkmälern geöffnet, sie sollten geöffnet bleiben, damit die Erinnerung nie verloren geht.

 


http://static1.mainpost.de/storage/pic/mpnlneu/geo/5571680_0_1FUPI9.jpg?version=1384272497

 Ein Kapitel der Stadtgeschichte Gerolzhofens deutlich gemacht

Themenführung „Verleumdet, vertrieben, vergessen"?

 

 

 

 

(fg) MP 10.11.08 Lebendig, menschlich, persönlich und sehr anschaulich – die Themenführung „Verleumdet, vertrieben, vergessen?“ mit Evamaria Bräuer anlässlich des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht ging unter die Haut.
Auf einem Rundgang durch die Stadt vom Mühlendenkmal über die Bahnhofstraße, Marktstraße, Salzstraße und durch die Spitalstraße zur ehemaligen Synagoge mit Abschluss an der Gedenkstätte in der Schuhstraße wurde ein Stück deutsche, vor allem aber Gerolzhöfer Geschichte lebendig. Evamaria Bräuer verstand es, nach einem kurzen Abriss der Geschichte des Judentums in Europa ihre zahlreichen Zuhörer in ein Gerolzhofen der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts sowie die Zeit des Nationalsozialismus zurück zu versetzen. Wie lebten Juden in der Stadt? Wo lebten sie? Inwieweit waren sie in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eingebunden? Auf diese Fragen gab Evamaria Bräuer im Laufe der eineinhalbstündigen Führung aufschlussreiche und nachdenklich stimmende Antworten.
Zu Beginn des sog. „Dritten Reiches“  lebten in Gerolzhofen Juden in etwa 50 Häusern, über die ganze Stadt verteilt. Die Familien waren angesehene Kaufleute und Handwerker, gehörten teilweise dem Stadtrat an und lebten als integrierte Bürger. Das sollte sich unter dem NS-Regime radikal ändern. Durch Enteignung, Ausgrenzung und Diskriminierung wurde Druck auf die Juden ausgeübt mit dem Ziel, sie aus ihrer Heimat Deutschland zu vertreiben, was den Machthabern auch häufig durch Schikanen gelang. Das bekamen auch die jüdischen Familien in Gerolzhofen zu spüren. Sie wurden aus ihren beschlagnahmten Häusern ausquartiert, mussten sich mit anderen Familien in beengte Räumlichkeiten quetschen, wurden gedemütigt und ausgegrenzt. Dennoch gab es Nachbarn und Freunde, die sich nicht an die offizielle Marschrichtung hielten und ihre jüdischen Mitbürger nicht im Stich ließen.
Ausgehend von der Lebensgeschichte des 14-jährigen Rolf Rheinfelder, dessen Schicksal sich stellvertretend für viele andere wie ein roter Faden durch die Führung zog, wusste Evamaria Bräuer zu jedem Haus und jeder Familie eine Geschichte zu erzählen. Anekdoten und Ereignisse, die zeigten, dass die Bürger zusammenhielten und sich gegenseitig halfen. Die aber auch deutlich machten, wie bedrückend und erniedrigend ein Leben in Unfreiheit für alle unter einem totalitären Regime ist.
So wurde beim jüdischen Metzger heimlich durch die Hintertür eingekauft, wobei sich auch die Kundschaft in Gefahr begab, weil der Ortsgruppenleiter im gleichen Haus wohnte. Die Tochter des Apothekers schmuggelte in ihrer Kindergartentasche Insulin zur jüdischen Nachbarin, die Diabetikerin war und das Medikament zum Überleben brauchte. Als Negativbeispiele dienten Hitlerjungen, die einen angesehenen jüdischen Bürger von der Straße drängten und demütigten sowie eklatante Einschnitte in die Privatsphäre und Beschlagnahmung des Eigentums.
Sehr bewegend gestaltete Evamaria Bräuer den Abschluss der Führung an der jüdischen Gedenkstätte. Bei einem Besuch des KZ-Gedenkstätte Belzec bei Izbica in Ostpolen im letzten Jahr, hatte sie dort, einer jüdischen Tradition folgend, kleine fränkische Sandsteine für die ermordeten Gerolzhöfer niedergelegt. Jetzt legte sie feierlich einen Schlackebrocken aus den Rückständen des dortigen Krematoriums auf dem Gerolzhöfer Gedenkstein nieder. Selbst sichtlich bewegt beendete sie den Rundgang mit besinnlichen Gedanken aus dem Kaddisch, einem der wichtigsten jüdischen Gebete.

09. November 2011, Erinnerung an unvorstellbares Leid

Mit Kerzen und Lichtern gegen das Vergessen marschieren, sich erinnern an Gerolzhöfer Bürger jüdischen Glaubens, in Gedanken nachvollziehen, was aus ihnen geworden ist. Der Nachbar von nebenan, der von heute auf morgen kein Freund mehr sein durfte. Auslöser dieses unsagbaren Leids war der 9. November 1938, als überall Synagogen zerstört wurden, so auch in Gerolzhofen.

Die Initiative „KulturForum Gerolzhofen“ erinnerte mit einer Gedenkveranstaltung am Mahnmal in der Schuhstraße an das Datum und lud dazu Gerolzhofens Bevölkerung ein. Und es kamen auch viele Bürgerinnen und Bürger, um zu zeigen, dass man nicht vergessen darf.

„9. November, der „Schicksalstag der Deutschen?“, fragte Stadtführerin Evamaria Bräuer zu Beginn der Veranstaltung. Freude und Scham, so Bräuer, vereinigen sich hier. Freude über die Abdankung des Kaisers im Jahre 1918 und Freude über den Mauerfall 1989. Gleichzeitig aber auch Scham über den Hitler-Putsch 1923 und aus heutiger Sicht Scham und Entsetzen über die „Kristallnacht“ 1938, richtiger ist die Bezeichnung als Nacht der Schande, die unvorstellbares Leid über die jüdische Bevölkerung Deutschlands brachte. So auch in Gerolzhofen, hier begannen die Aktionen am 10. November um die Mittagszeit.

Der Gedenkzug, geführt von Evamaria Bräuer, verlief über die Weiße-Turm-Straße, vorbei am ersten Bethaus, zu der ehemaligen Synagoge, zum Mahnmal in der Schuhstraße. Die Beteiligten erfuhren, dass das Haus Nummer 10 (Schilder Weth) einstmals die erste Judenschule und ein jüdisches Leichenhaus, bis 1873 im Besitz der Isr. Gemeinde war. Hier war Versammlungsort, hier wurde gebetet und gelehrt. Die jüdische Gemeinde in Gerolzhofen wuchs und somit wurde auch der Bau einer größeren Synagoge nötig. Einen Straßenring weiter im Steingraben, kaufte die Judenschaft ein Haus und baute es zur Synagoge um, damalige Nummer 202.

Man schrieb den10. November in Gerolzhofen. 20 uniformierte SA Männer drangen in die Synagoge ein und stahlen wertvolle Kultgegenstände, demütigten und misshandelten die Frau des Lehrers Reiter. Weil zwischen zwei Wohnhäusern gelegen wurde das Gebäude nicht niedergebrannt. Wertvolle Bücher, die Thorarolle und Einrichtungsgegenstände, wurden unter den Augen von hunderten Schaulustigen auf dem nahen Fußballplatz verbrannt. Viele Gerolzhöfer Juden wurden in sog. „Schutzhaft genommen“ in Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt. , die Kaufleute Max Henle, Herman Kohn, die Brüder Samuel und Siegfried Krämer, Jakob Rheinfelder u.a..

Im Synagogen Prozess der 50er Nachkriegsjahre wurden nur wenige der Täter zur Rechenschaft gezogen, die meisten wurden als Mitläufer eingestuft und konnten das Gericht als freie Bundesbürger verlassen.

Nach dem Verweilen und Gedenken am Mahnmal zogen die Teilnehmer weiter ins Bürgerspital. Teilnehmerinnen und Teilnehmer des großen Gedenkzuges am 10. Mai 2011 in Würzburg, der an die Deportation von 825 unterfränkischen Juden nach Polen erinnerte, lasen die Biografien der aus Gerolzhofen deportierten jüdischen Bürgerinnen und Bürger vor. Noch einmal wurde den Anwesenden das ganze schreckliche Leid vor Augen geführt. Es waren Nachbarn, es waren Freunde, die zur Auswanderung aus ihrer Heimat gezwungen oder in den gewaltsamen Tod getrieben wurden.Wie die Brodmanns, das Ehepaar Hahn, die Kleins, die Pfeiffers, Rheinfelders, die Lichtenauers, Krämers und Löbhardts.

Mit ihnen erlosch das deutsche Judentum. Sie hatten waren Teil unserer Kultur. „Sie lasen Goethe und Schiller, liebten Musik von Beethoven. Es waren keine Klezmer Juden, wie heute durch Kinofilme falsch interpretiert wird.

 Foto MP KS.


 

 

 

 

.                    

 

 

Weiter

Evamaria Braeuer, Gerolzhofen | info@evamaria-braeuer.de